Führungswechsel beim RV 1910 Hechtsheim

Dreimal war er Deutscher Meister im Sechser-Rasen-Radball, seit 60 Jahren ist er Vereinsmitglied, nun geht die Zeit für Toni Leber beim RV 1910 zu Ende. Foto: hbz/Jörg Henkel
© hbz/Jörg Henkel

Toni Leber half damals die Halle zu bauen, mittlerweile ist er seit 60 Jahren Mitglied im Radsportverein. Nach 28 Jahren im Vorstand stellt er sich jetzt nicht mehr zur Neuwahl.

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MAINZ. 28 Jahre als Vorsitzender sind vorüber. Und nun? „Ein bisschen Hausmeister machen“, lacht Toni Leber. „Seine Radsporthalle“, die Formulierung kommt ihm nicht über die Lippen. Aber ein Körnchen Wahrheit wäre dran, mindestens. Als der RV 1910 Hechtsheim sich sein neues Domizil baute, war Leber 13. Sein Vater hatte einen landwirtschaftlichen Betrieb einen Steinwurf entfernt, war Mitglied, ohne überhaupt den Sport zu betreiben. „So hat man das damals gemacht“, sagt Toni Leber, der sich als Neunjähriger ebenfalls dem RV anschloss. Und der jeden Tag Steine schleppte, zur Vorbereitung der Maurerarbeiten an der Radsporthalle. „Bestimmt 80 Prozent“ der verbauten Steine habe er in Händen gehalten. Das verbindet ein Leben lang.

Dreimal Deutscher Meister im Sechser-Rasen-Radball, 13 Jahre Erste Bundesliga und sechs Jahre Zweite, Teilnahme an zehn Länderkämpfen in so ziemlich jedem Nachbarland – was der „Junge von nebenan“ dem Verein schon als Aktiver an Erfolgen eintrug, ist beachtlich. Kaum war die Karriere beendet, übernahm er den Vorsitz. Schon vor seinen Teenager-Jahren kassierte er bei den Vereinsmitgliedern die Beiträge. Sein Vater war auch im Vorstand. So, wie er den – inzwischen verpachteten – Landwirtschaftsbetrieb übernahm, ging auch das Ehrenamt gewissermaßen auf den Sohn über.

Seit 60 Jahren ist Toni Leber Vereinsmitglied. Ein Jahr probierte er sich im Kunstradfahren aus. „Das war nichts für mich, ich habe lieber Kampfsport gemacht“, erzählt er. Radball also. Nach dem Karriereende machte er genau einmal bei den Alten Herren mit, gerade noch Bundesliga, nun gegen 80-Jährige. Dann lieber ganz aufhören, es gab ja genug zu tun im Vorstand. Zwei WM-Titel heimsten Christian Heß und Thomas Abel ein, sechs Deutsche Schüler- und Jugend-Titel gab es außerdem während seiner Amtszeit zu feiern.

Nachfolge im Vorstand frühzeitig organisiert

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Immer mal wieder half Leber als Trainer mit. Drei Anbauten an der Halle gab es in den letzten 28 Jahre, nach alter Väter-Sitte weiterhin großteils in Eigenhilfe. Als Leber ins Amt kam, hatte der Verein 180 Mitglieder, nun sind es an die 100 mehr. 18 ehemalige Radballer zwischen 50 und 90 treffen sich jeden Dienstag zum Stammtisch im Klubheim. „Die Kameradschaft ist gut“, sagt Leber.

Seine Nachfolge hatte er frühzeitig arrangiert, seit einem Jahr ist der Wechsel hin zu Stefan Beismann in Vorbereitung – Nachfahre eines Gründungsmitglieds und Protagonist bei den Deutschen Meistertiteln in der Amtszeit des nunmehr Ehrenvorsitzenden. Die Verabschiedung aus dem Amt war bewegend. „Die sind alle aufgestanden und haben geklatscht, mindestens zehn Minuten lang. Ich hatte Tränen in den Augen“, erzählt Toni Leber. Er wird präsent bleiben. Der Thekenbetrieb ist bei Heimveranstaltungen und auch der Ü-30-Feier am Fastnachtssamstag ohne ihn kaum vorstellbar. Zweimal die Woche sei er bestimmt noch in der Halle, sagt er.

Dann ist da ja noch der eigene 1000-Quadratmeter-Garten und Toni Leber besucht die großen Turniere. Weltmeisterschaft in der Schweiz, Weltmeisterschaft in Stuttgart – für die nächsten beiden Jahre hat er schon gebucht. Sicher nicht ungern hätte er auch die eigenen Nachfahren angefeuert, doch die Töchter, die Radpolo und Kunstrad ausprobierten, haben dem Sport ebenso den Rücken gekehrt wie der Enkel dem Radball. Die Jugend zu gewinnen und zu binden wird immer schwieriger, auch der Ganztagsschule wegen. „Früher hatten wir kein Internet und kein Geld, da waren wir froh, wenn wir zweimal ins Training konnten“, sagt Leber. Auch das wirkt nach, 6000 Kilometer war er voriges Jahr auf dem Rad unterwegs, am liebsten durch die Felder und Wälder. Einmal Radsportler, immer Radsportler. Einmal RV Hechtsheim, immer RV Hechtsheim. „Es hat mir einfach Spaß gemacht.“