150 Fans feiern Kunstrad-Duo André und Benedikt Bugner

André Bugner (rechts) und Benedikt Bugner betraten zum letzten Mal als Kunstradsportler die Halle, in der sie viele Jahre lang fast täglich trainiert haben. Foto: hbz/Judith Wallerius
© hbz/Judith Wallerius

Als die Kunstradfahrer André und Benedikt Bugner am Tiefpunkt waren, gab ihnen ein Traum Kraft für das Comeback. Nun empfing der RSV Klein-Winternheim das erfolgreiche Duo.

Anzeige

KLEIN-WINTERNHEIM. Still war es in der Halle des Radsportvereins (RSV) Klein-Winternheim geworden, als André und Benedikt Bugner von der schwierigsten Phase ihrer erfolgreichen Kunstrad-Karriere erzählten. Es ist erst einige Monate her, als die Brüder nicht wussten, ob eine Fußverletzung, die sich Benedikt Bugner an Ostern 2018 zugezogen hatte, nicht das vorzeitige Karriere-Ende bedeutete. „Doch wir hatten den Traum, noch einmal an einer WM teilzunehmen“, sagte André Bugner. Und diesen Traum erfüllten sie sich nun in Basel so erfolgreich, dass sie ihrer großen Erfolgssammlung eine WM-Silbermedaille hinzufügten. Entsprechend gelöst waren André (25) und Benedikt (23) Bugner nun beim Empfang durch ihren Verein. Entsprechend lautstark feierten rund 150 Fans die beiden, als sie durch die Reihen hindurch auf die Bühne gingen. Zum letzten Mal. Denn ihre Karriere haben sie nun beendet.

Dass sie Ende 2019 vom Kunstrad steigen würden, hatten die Brüder schon lange festgelegt. Nur gesagt hatten sie es bis zum WM-Finale niemandem. Und so wussten die Zuschauer auch nicht, wie emotional schon das Comeback bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften an Pfingsten in Klein-Winternheim für die beiden war. „Uns war da bewusst, dass dies unser letzter Heimauftritt war“, sagte André Bugner. Und er berichtete auch von der enormen Anspannung bei der DM, bei der über die Vergabe der WM-Tickets entschieden wurde. „Uns war klar: Entweder uns gelingt heute die Qualifikation oder das ist unser letzter Wettkampf.“ Was dann folgte mit DM-Titel und WM-Silber, fasst der 25-Jährige so zusammen: „Wir waren überglücklich.“

Viele Menschen freuten sich mit den Brüdern, verfolgten den WM-Wettkampf in der Halle oder via Livestream. Entsprechend lang war nun die Reihe der Gratulanten. Einige von ihnen hatten die Bugners während der gesamten Karriere begleitet. Der RSV-Ehrenvorsitzende Manfred Nickolaus betonte die Gesamtleistung der Familie und schloss die Eltern Mareike und Karl-Heinz Bugner mit ein, die auch als Trainer gewirkt hatten. „Ihr musstet sehr krasse Widrigkeiten und Herausforderungen bekämpfen. Das geht nur als Team“, sagte Nickolaus. Marcus Klein, der Vorsitzende des Landesverbandes Rheinhessen, erinnerte sich an den ersten Verbandslehrgang der beiden vor mehr als zehn Jahren: „Mareike Bugner saß damals auf einem kleinen Turnkasten, und der junge Benedikt hat sich eher bei seiner Mutter aufgehalten als bei uns. Jetzt stehen hier erwachsene Männer. Ich seid an euren Erfolgen gewachsen – und auch an der der Verletzung.“ Sportbund-Präsident Klaus Kuhn schob hinterher: „Ihr seid Leuchttürme.“

Am Ortsschild wird künftig auf die Titel hingewiesen

Anzeige

Statt fast täglich zu trainieren, haben die Bugner-Brüder nun Zeit für andere Aktivitäten. Dass sie beruflich immer mehr eingespannt sind, war ein Grund für ihren Rücktritt. Zudem, sagte Ortsbürgermeisterin Ute Granold, sei André Bugner in Klein-Winternheim ja inzwischen auch als Gemeinde-Beigeordneter für den Tourismus zuständig. Und dafür empfahl sie scherzhaft den Bau einer Seilbahn vom Ortszentrum in die Weinberge, dem Arbeitsplatz des Winzers André Bugner, in denen dann die viermaligen Weltmeister Führungen anbieten könnten. Ernsthaft fügte sie hinzu: „Ganz Klein-Winternheim ist stolz auf euch.“ Und das soll auch demnächst sichtbar werden, wenn die Ortsschilder durch eine Ehrungstafel für die Erfolge des RSV ergänzt werden.