Kunstrad: Lisa Hattemer spricht über ihr WM-Aus, die...

Gau-Algesheim. Bei den deutschen Kunstrad-Meisterschaften in Hamburg musste die (noch) amtierende Weltmeisterin Lisa Hattemer vom RSV Gau-Algesheim vor sieben Tagen bekanntlich...

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GAU-ALGESHEIM. Bei den deutschen Kunstrad-Meisterschaften in Hamburg musste die (noch) amtierende Weltmeisterin Lisa Hattemer vom RSV Gau-Algesheim vor sieben Tagen bekanntlich ihren Traum von der erneuten WM-Qualifikation begraben. Nach ihrer, wie sie selbst sagt, schlechtesten Saison im Elite-Bereich stellte sich die 25-Jährige im Interview der AZ und spricht unter anderem über das Scheitern, den Nachwuchs und das Verhältnis zu ihren Konkurrentinnen.

Frau Hattemer, die DM liegt jetzt eine Woche zurück. Was empfinden Sie mit etwas zeitlichem Abstand?

Die Enttäuschung ist natürlich nach wie vor da, aber ich kann ja nichts mehr daran ändern und muss das so hinnehmen.

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Müssen Sie sich in diesem Jahr etwas vorwerfen?

Ich habe in dieser Saison bei jeder Kür mindestens einen Sturz gehabt. Es war jetzt nicht so, dass es immer bei der gleichen Übung war, sondern mal bei der einen und mal bei der anderen. Vielleicht hat am Ende das letzte Quäntchen Konzentration oder Biss oder was auch immer gefehlt. Ich bin ja eine Kämpferin und möchte das Programm perfekt auf die Fläche bringen. Aber das hat in diesem Jahr leider nicht so geklappt wie gewünscht.

War es vielleicht nicht so günstig, in diesem Jahr wieder den Maute-Sprung in die Kür einzubauen?

Das ist eine Übung, die ich mal im Programm habe und mal nicht. Es ist eine reine Kopfsache. Die Technik habe ich drauf. Bei zwei Programmen, bei denen ich den Sprung gestanden habe, habe ich dafür andere Fehler gemacht. Und jetzt bei der deutschen Meisterschaft bin ich ohne den Maute-Sprung gefahren und es kam auch nicht das gewünschte Ergebnis heraus. Deswegen würde ich es jetzt nicht auf den Sprung schieben.

Sie machen in diesem Jahr an der Uni Mannheim Ihren Master. Kann es sein, dass dadurch ein paar Prozent Konzentration verloren gegangen sind?

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In den Jahren davor hatte ich ja auch das Studium und habe halb in Mannheim und halb in Gau-Algesheim gewohnt, hatte also eine ziemliche Fahrerei. Bei der Masterarbeit kann ich mir ja die Zeit einteilen und bin zu Hause, deswegen glaube ich nicht, dass das eine große Rolle gespielt hat.

Eigene Fehler sind die eine Sache, die Konkurrenz eine andere. Haben die Mitbewerberinnen aufgeholt?

Ja, das würde ich schon sagen. Es war schon immer so, dass im Einer der Frauen die Konkurrenz am größten war, und über die letzten Jahre hat sich da einiges getan.

Wie ist eigentlich das Verhältnis zu Ihren Konkurrentinnen, die Ihnen ja etwas wegnehmen wollen und es in diesem Jahr auch geschafft haben?

Unterschiedlich. Mit Milena Slupina und Maren Haase verstehe ich mich sehr gut. Nach dem Wettkampf war ich sehr traurig, als ich das Ergebnis gesehen habe und klar war, dass es weder für die WM noch für das DM-Finale reicht. Dann saß ich auf dem Boden, habe meine Sachen zusammengepackt, und dann kamen die beiden. Dann saßen wir zu dritt auf dem Boden und haben alle zusammen geweint. Vor einem Wettkampf versucht jede, in ihren eigenen Tunnel zu kommen, aber danach wird zusammen gefeiert.

Trotz Ihrer verpassten WM-Qualifikation könnte man Rheinhessen immer noch als „Kunstrad-Nabel“ der Welt bezeichnen. Wie sieht es aber mit dem Nachwuchs aus?

Gute Frage. Auf Rheinland-Pfalz bezogen gibt es Tim Weber aus der Pfalz, der dieses Jahr Europameister wurde und noch zwei Juniorenjahre vor sich hat, aber ansonsten...

Lassen Sie denn den Nachwuchs an Ihrer Erfahrung teilhaben?

Ich habe vor den Sommerferien mit einer Sportlerin das Training begonnen. Nach dem Sommerferien kam noch eine dazu, und seit drei Woche habe ich noch einen dritten Fahrer. Das macht echt Spaß. Man freut sich über jeden Fortschritt.

Kann man sagen, dass mit den Bugner-Brüder, den Thürmer-Schwestern und Ihnen quasi eine rheinhessische „Goldene Generation“ unterwegs ist?

Ich bezweifele, dass es so etwas wie im vergangenen Jahr mit drei Weltmeister-Titeln für Rheinhessen so schnell wieder gibt. Falls es das überhaupt nochmal geben wird...

Kommen wir noch einmal zum Studium zurück. Sie machen dieses Jahr ihren BWL-Abschluss. Haben Sie bereits berufliche Pläne?

Ich würde gerne ab April anfangen zu arbeiten. Am liebsten auf einer Trainee-Stelle, aber bei welchem Unternehmen und an welchem Ort steht noch nicht fest.

Was machen Sie während der Weltmeisterschaft?

Zuschauen und den Deutschen die Daumen drücken, damit sie eine Top-WM fahren.

Fahren Sie nach Österreich?

Ja, ein Ticket habe ich schon. Jetzt brauche ich nur noch eine Unterkunft. Das sollte aber machbar sein.

Das Interview führte Volker Buch.