Die Radball-Cousins Felix und Tom Beismann harmonieren perfekt

Die beiden Radball-Talente Felix (links) und Tom Beismann beherrschen ihr Sportgerät. Foto: hbz/Harry Braun
© hbz/Harry Braun

Im vergangenen Jahr erreichte das junge Team des RV Hechtsheim bereits das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. Trainer Lukas Scheib traut den beiden in Zukunft auch das...

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HECHTSHEIM. In einem Alter, in dem andere Kinder die ersten Radfahrversuche machen, mit Stützrädern und Helm gesichert, wagte sich der kleine Tom auf ein Rad, das nicht einmal eine richtige Bremse besitzt und meist im Stehen gefahren wird. Das war noch vor seinem sechsten Geburtstag, er startete gerade in der jüngsten Altersklasse des Radfahrer-Vereins 1910 Hechtsheim.

Heute, knapp zehn Jahre später, spielt Tom Beismann gemeinsam mit seinem Cousin Felix Radball in der rheinland-pfälzischen Jugendliga U 17/U 19. Der starre Gang, der das Rückwärtsfahren ermöglicht, und die weiter hinten liegenden Lenker und Sattel sind für die beiden mittlerweile selbstverständlich. „Ich bemerke den Unterschied zum Fahrrad eigentlich gar nicht mehr“, überlegt Tom. Doch gleich gibt sein Cousin mit einem Augenzwinkern zu bedenken: „Im Straßenverkehr fühle ich mich mit meinem normalen Rad schon sicherer.“

Bei den Beismanns hat Radball Tradition. Kein Wunder, dass die Cousins, die schon früh bei den Turnieren der Väter zuschauten, Lust auf die anspruchsvolle Sportart bekamen. Kraft, Ausdauer, Gleichgewichtssinn und taktisches Geschick sind beim Radball gleichermaßen gefragt. „Du musst erst mal lange auf dem Rad üben, bis du das Werkzeug beherrschst“, erklärt Trainer Lukas Scheib, „erst dann kannst du mit dem eigentlichen Spiel beginnen.“ Erfolgreiche Radballer müssten daher möglichst früh als Kind mit dem Training einsteigen.

Erfolgreich, das sind sie, die Beismann-Cousins. Im vergangenen Jahr erreichte das junge Team das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. In diesem Jahr fehlte dazu nur ein Tor. Denkbar knapp war das Aus und umso ärgerlicher, da das Duo gegen die späteren Deutschen Meister mit nur einem Tor Unterschied verlor. „Klar, da ist man schon mal sauer, auch aufeinander“, räumt Tom ein, um nach kurzem Nachdenken abgeklärt hinzuzufügen: „Aber du kannst es dadurch ja nicht ändern, und mit Ärger spielst du nur schlecht.“ Zumindest für die zehn Minuten Spielzeit müsse man sich zusammenreißen, findet Felix, und den Rest dann spätestens im nächsten Training untereinander klären. Denn um zu gewinnen, muss ein Team gut harmonieren. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch menschlich. Die Beismann-Cousins ergänzen sich offenbar wunderbar.

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„Der Tom traut sich was. Der geht schon mal richtig ran, um einen Ball zu erkämpfen“, betont Felix, mit 14 Jahren der Ältere. Dessen Schnelligkeit und Wachheit hebt der ein Jahr jüngere Tom hervor. „Ich bin eher ein Träumer und passe manchmal während des Spiels nicht so gut auf.“ Es ist die Art und Weise, wie die Cousins gegenseitig über ihre Stärken und Schwächen wissen und sprechen, wie sie sich auch im Gespräch die Worte wie Bälle zuspielen, die ein sehr vertrautes, gut aufeinander eingestelltes Duo zeigen. Seit ihrem ersten Radballspiel sind die beiden ein Team, sehen sich zwei Mal in der Woche zum Training. Dazu kommen Übungseinheiten des Landeskaders, dem sie angehören, Spieltage und Turniere an den Wochenenden und schließlich das Trainingslager. Viel Zeit und Energie, die in den Sport fließen. Aber die jungen Radballer stecken das weg. Zeit für Freunde und Musik bleibt ihnen neben Schule – Felix besucht das Willigis, Tom die Waldorfschule – und Training dennoch.

Und dann ist da natürlich der Spaß an ihrem Sport, das Vereinsleben und die Freude, immer wieder Neues zu lernen – Spielzüge, Taktiken oder auch mal das Kunstrad seiner Schwester auszuprobieren, wie Tom erzählt. Wenn er die Radsporthalle betrete, könne er alles andere einfach loslassen. „Wenn Felix und ich ein Turnier gewinnen, habe ich schon so ein Glücksgefühl“, beschreibt der 13-Jährige. Richtig groß wäre, einmal das Finale der DM zu erreichen, ergänzt Felix. Ein Ziel, das Trainer Lukas Scheib als realistisch einschätzt. Vor dem Saisonhöhepunkt im Frühjahr des kommenden Jahres haben die jungen Radballer jedoch noch einige Trainingseinheiten vor sich. Motivation dürfte da die Hallenradsport-WM Ende November im belgischen Lüttich bieten. Felix und Tom werden als Zuschauer dabei sein. Vielleicht können sie sich dabei ein paar Spielzüge von den „Großen“ abschauen, die sie ihrem sportlichen Ziel ein Stück näher bringen.